Seit Anbeginn zählt das Hotel Mohnenfluh zu den Kunden der Backstube Lech. Man kennt sich, versteht sich und schätzt die Zusammenarbeit. Dass diese so gut funktioniert, liegt auch daran, dass beide Unternehmen die gleichen Werte vertreten. Im Interview spricht Gastgeberin Raingard Muxel über Regionalität, Liebe zum Beruf und ihre (Wahl-)Heimat Lech.

Raingard, was schätzt du an der Zusammenarbeit mit Martin bzw. der Backstube Lech?

Martin ist absolut verlässlich und unkompliziert. Bei jedem Telefonat werden Wünsche schnell, zuverlässig und freundlich erfüllt. Zudem sind unsere Gäste vom Brot der Backstube überaus begeistert– viele bestellen bei Ihrer Abreise das Brot vor um es der Familie mitzubringen, das Urlaubsfeeling zu verlängern. Oft große Mengen, die sogar Zuhause eingefroren werden. Die Produkte von Martin haben eine sehr hohe Qualität und gerade beim Frühstück ist uns das besonders wichtig. Man schmeckt förmlich, dass das Brot mit Liebe gebacken ist und keine unnötigen Zusatzstoffe enthält. Diese Qualität ist uns wichtig, denn wenn du beim Brot sparst, sparst du auch wo anders.

Regionale Produkte werden ja immer stärker nachgefragt. Welche Rolle spielt Regionalität in der täglichen Arbeit beziehungsweise auch in der Zusammenarbeit mit Lieferanten?

Manche reden über Regionalität, andere leben sie. Du musst unseren Beruf, egal ob in der Backstube oder im Hotel, aus Liebe und Überzeugung machen und leben. Beispielsweise schlachten und verwerten wir unsere eigenen Kühe und Schafe. Einige Gäste sind darüber entsetzt, weil dies Tiere sind, die sie vielleicht sogar selber gestreichelt haben. Aber dieses Bewusstsein zu vermitteln, finde ich spannend und wichtig. Grundsätzlich schauen wir vor allem darauf, dass wir weitgehend Produkte verwenden, die es bei uns gibt. Wir versuchen – überall wo es möglich ist – auf Dinge zu verzichten, die erst um die halbe Welt gekarrt werden müssen. Wir sind hier am Berg und kommen sehr gut ohne Glasnudeln und Scampi auf der Karte aus. Zudem haben wir hier in Lech auch den Luxus, dass unsere Gäste bereit sind, den Preis zu zahlen, den hochwertige Produkte aus der Region wert sind.

Viele andere Tourismusregionen haben das Problem, dass es in den Orten kaum mehr Produzenten gibt. Warum sind diese so wichtig – auch im Hinblick auf die Dorfgemeinschaft?

Das ist ganz einfach: Weil es die Region stärkt. Wenn ich die Milch, die Eier, das Fleisch und den Käse von Bauern kaufe, dann stärke ich diese Bauern. Das ist eine Win-Win-Situation für alle, denn die Wertschöpfung bleibt im Ort und in der näheren Umgebung. Wenn wir nicht bewusst regional einkaufen, wird es die Bauern und den Bäcker irgendwann nicht mehr geben– das wirkt sich nicht nur auf meine Arbeit aus, sondern auf die ganze Struktur im Ort. Und ganz ehrlich: Wir haben so viele wunderbare Produkte, warum soll ich da beispielsweise französischen Käse anbieten? Den haben meine Gäste ja mittlerweile sowieso sonst überall.

Viele dieser Produzenten, aber auch das Hotel Mohnenfluh und die Backstube Lech, sind traditionsreiche Familienbetriebe. Was zeichnet solche Betriebe aus?

Sie sind enorm wichtig für eine Region. Meiner Meinung nach ist Lech durch tüchtige Familien in harter Arbeit – aber auch mit sehr viel Freude und herzlicher Gastfreundschaft – zu dem geworden, was es heute ist. Und die damit einhergehenden Strukturen mit einem guten Mix an Hotels, Frühstückspensionen und Bauernhöfen tragen heute noch sehr viel zum Erfolg der letzten Jahrzehnte bei.

Wie wichtig ist die Liebe zum Beruf, um bestmögliche Leistungen zu bringen?

Existenziell! Ich glaube nicht, dass jemand im Gastgewerbe auf Dauer arbeiten kann, wenn er nicht mit Liebe dabei ist und es ihm keine Freude bereitet. Nur für Geld machst du das nicht – nicht als Hotelier und nicht als Bäcker. Du kannst nicht zu einem Gast gehen und glaubwürdig sagen „Schön, dass du da bist“, wenn er dich nervt. Man strahlt diese Freude aus, deine Grundmotivation lässt sich nicht auf Dauer verstecken. Und es gibt sicher keinen Bäcker, der mitten in der Nacht aufsteht, wenn er nicht anschließend an seinem frischen Brot und seinen Produkten Freude hat.

Wo liegen die Gemeinsamkeiten der beiden Berufe?

Also ich finde da gibt es zwei Hauptgeschichten. Erstens die Verwendung und Verarbeitung von Naturprodukten – da sind wir uns absolut einig. Zweitens, wie gerade erwähnt, aber sehr wichtig: Die Liebe und die Freude zum Beruf.

Zum Abschluss: Was glaubst du, was Lech besonders auszeichnet? Warum kommen Jahr für Jahr so viele Menschen hier her?

Lech hat den Bauboom der 80er Jahre sehr gut überstanden. Diese riesigen Bauten und „Bausünden“, wie man sie aus Frankreich oder der Schweiz kennt, gibt es bei uns nicht. Nach Lech kommen jene Leute, die diesen ganzen Schnickschnack und „Gesehen-werden-wollen“ nicht brauchen. Ich glaube man kann sagen: Lech ist bodenständig, echt und unkompliziert - auf hohem Niveau. Von der faszinierenden Natur und vom Skigebiet müssen wir gar nicht reden – das ist unvergleichbar.


Wir sind hier am Berg und kommen sehr gut ohne Glas­nudeln und Scampi auf der Karte aus. Reingard Muxel
Reingard Muxel

Was es sonst noch zu erzählen gibt.